Ein Wunsch frei
Die Adlermutter drehte sich im Horst um und warf einen letzten Blick auf ihre Küken, bevor sie sich auf Futtersuche machte.
»Oh, schau mal, Heinz-Rüdiger. Du hast da eine kleine Daunenfeder im Augenwinkel.«
Sie wischte die Feder vorsichtig vom Auge des Jungvogels und hielt sie vor dessen Schnabel.
»Schließ deine Augen, wünsch dir etwas und puste sie fort.«
Heinz-Rüdiger folgte ihr sofort und sah der Daune noch eine Weile nach, während die Mutter davon flog.
Die Zeit verging. Aus dem frühen Morgen war der Mittag geworden und die Adlermutter kehrte mit Futter zum Horst zurück. Sofort sah sie, wie sie es nach jedem Flug tat, nach dem Nachwuchs. Sie musste sichergehen, dass kein Küken fehlte.
»Eins, zwei – ähm …« Sie hielt verdutzt inne. »Drei?«
Sie blickte Heinz-Rüdiger verwirrt an. »Was ist mit dir passiert?«
Heinz-Rüdiger verdrehte die Augen. »Ich habe mir für jede meiner Daunen etwas gewünscht. Aber nichts ist passiert. Dafür sitze ich jetzt hier nackt und friere.«
(c) 2023, Marco Wittler
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