1032. Der Drache und der Ritter

Der Drache und der Ritter

So leise es ihm in seiner Rüstung möglich war, schlich der Ritter an den Eingang der Höhle heran. Tief im Innern, so hatten ihm die Leute im Dorf erzählt, sollte ein Feuer speiendes Ungeheuer leben.
Ein Drache. Das war es, was der Ritter schon seit Jahren gesucht hatte. Wenn er dieses gefährliche Untier getötet hatte, würde ihn das am Hofe des Königs ganz weit nach oben katapultieren. Er würde vielleicht zu einem Baron, Grafen oder Fürsten ernannt werden.
Er zog das lange Schwert aus der Scheide und wollte gerade in die Dunkelheit treten, als eine riesige, schuppige Klaue mit langen Krallen nach ihm griff.
»Hey! Lass mich sofort wieder runter.«
Doch der Drache dachte gar nicht daran. Er starrte nur auf das Metall der Rüstung. »Warum polieren die Ritter von heute ihre Schutzpanzer nicht mehr so ordentlich? Das war früher anders. Wie soll ich denn jetzt meine Pickel ausdrücken, wenn ich mein Spiegelbild nicht sehen kann?«
Er ließ den Ritter achtlos fallen.

(c) 2023, Marco Wittler

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