1103. Einhorn

Einhorn

Paula konnte es kaum glauben. Aber hinter den hohen Büschen des Stadtparks stand es tatsächlich. Zuerst war sie sich sicher, ein entlaufenes Pferd entdeckt zu haben. Doch das lange, glitzernde Horn auf der Stirn war unübersehbar. Es war ein Einhorn, das man sonst nur in Filmen und Büchern erleben durfte.
Vorsichtig ging Paula auf das Fabelwesen zu und zückte ihr Handy. »Alles ist gut. Ich werde dir nichts tun. Ich komme in Frieden. Darf ich von dir ein Foto machen? Meine Freundinnen werden mir sonst nie glauben, dass es dich wirklich gibt.«
Das Einhorn ließ den Kopf hängen und seufzte leise. »Ja, ist in Ordnung. Aber lass dir dabei nicht zu viel Zeit. Ich habe zu arbeiten.«
Paula war überglücklich, machte ihre Bilder und ging zurück auf den Fußweg. Erst dort kamen ihr die Worte des Einhorns seltsam vor. Sie drehte sich noch einmal um. Das gehörnte Tier zog sich eine orange Warnweste über und pickte den Müll auf, den die Menschen achtlos weggeworfen hatten.

(c) 2023, Marco Wittler

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