388. Hunger

Hunger

Kater Plusch hielt es nicht mehr aus. Das Loch in seinem Bauch war riesig groß, das Abendessen schon viel zu lange her.
Er warf einen Blick auf die Wanduhr. Noch ganze vier Stunden, bis zum Frühstück. Das war definitiv zu lang. Bis dahin konnte er längst verhungert sein.
Plusch überlegte, was er nun unternehmen sollte. Eine Plünderung der Speisekammer war ausgeschlossen. Die Menschen hatten den Schlüssel umgedreht. Dort kam er nicht rein. Dosenfutter schied ebenfalls aus. Ihm fehlte der Daumen, um den Dosenöffner zu bedienen. Die Evolution hatte dies bei seiner Erschaffung einfach vergessen.
Es blieb nur noch eine Möglichkeit, nicht am Hungertod zu sterben. Plusch machte sich auf den Weg ins Schlafzimmer, sprang auf das Bett und ließ sich mit seinem vollen Gewicht auf die Brust der Frau fallen.
Als sie vor Schreck die Augen öffnete, schnurrte ihr der Kater laut ins Gesicht.
»Fütter mich!«, schien er ihr sagen zu wollen.
»Och, nee. Plusch, das ist doch jetzt nicht dein Ernst.«

(c) 2020, Marco Wittler

Image by GraphicMama-team from Pixabay

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