603. Flieg mit dem Wind

Flieg mit dem Wind

Die Nester der Mauersegler waren mittlerweile alle verlassen. Die Küken waren geschlüpft, hatten ihren Geburtsort verlassen und sich in die Lüfte hinauf geschwungen. Dort hatten sie sich den anderen angeschlossen und kamen nicht mehr zur Erde herab. Nur einer saß noch im Nest und warf unsichere Blicken zum Boden.
»Ich traue mich nicht. Ich werde niemals fliegen. Ich bleibe hier.«
Doch wer sollte ihn füttern? Seine Familie war mittlerweile unterwegs. Der kleine Mauersegler bekam Angst, in ein paar Tagen zu verhungern.
Ein Schmetterling landete neben ihm. »Angst?«
Der Vogel nickte traurig.
»Du musst keine Angst haben. Du bist ein Mauersegler. Kaum ein anderer Vogel verbringt so viel Zeit in der Luft. Du musst einfach den Wind spüren. Breite deine Flügel aus und lass dich von ihm tragen. Er ist dein Freund. Du kannst ihm immer vertrauen.«
Der kleine Vogel schluckte schwer. Aber dann breitete er seine Flügel aus. Er schloss die Augen, sprang und flog in den Himmel hinauf.

(c) 2021, Marco Wittler

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