1016. Wenn das Meer vereist

Wenn das Meer vereist

Der Kapitän der Inselfähre stand am Steuerrad und seufzte nicht zum ersten Mal. Seit Tagen fegte ein so kalter Wind über das Meer, dass es eingefroren war. Eine Fahrt zu den wenige Kilometer entfernten Inseln war damit unmöglich geworden. Die Touristen im Hafen kamen nicht an ihrem Urlaubsort fest und die auf der Insel nicht nach Hause. Der Eisbrecher, der die Fahrrinne öffnen sollte, war noch nicht in Sicht.
»Das ist zum Mäusemelken. Wie soll ich bei dem Wetter richtig arbeiten können? Ich hab langsam die Nase voll. Ich will Frühling.«
Der Kapitän sah aus dem Fenster. Sein Blick wanderte zum Leuchtfeuer, das in diesen Tagen nicht gebraucht wurde. Dann sah er den alten Leuchtturmwärter winken. Dieser zog sich etwas an die Füße, trat auf die dicke Eisschicht und zog dann mit seinen Kufen Bahnen über das Meer.
Der Kapitän stöhnte auf. »Ganz toll. Wenn das meine Fahrgäste sehen, braucht der Eisbrecher gar nicht mehr kommen. Die fahren alles selbst zu den Inseln raus.«

(c) 2023, Marco Wittler

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