1179. Der frierende Stutenkerl

Der frierende Stutenkerl

»Ich hasse den Winter und die Weihnachtszeit.« Der kleine Stutenkerl warf einen Blick auf den Kalender, rieb sich die kalten Füße und wickelte sich enger in seine Decke. »Während alle anderen Spaß und Freude haben, friere ich monatelang. Ich würde mein Leben für ein warmes Bad geben.«
Irgendwann wurde es ihm zu bunt. Er machte sich auf die Suche nach Wärme.
Auf dem Esstisch wurde er fündig. Dort stand eine dampfende Tasse. »Ui, riecht nach leckerem Weihnachtstee. Das wird gemütlich.«
Der Stutenkerl kletterte am Tassengriff empor und glitt langsam in die heiße Flüssigkeit. Seinem Mund entfuhr ein wohliger Seufzer. »Ist das herrlich warm. Hier möchte ich für immer sitzen bleiben.« Genießerisch schloss er die Augen, während er spürte, wie sein Hefeteig langsam im Tee weich wurde und sich auflöste. »Das ist es mir jetzt auch wert. Ich werde eins mit der Wärme.«
Ein paar Minuten später war er als Ganzes in der Tasse verschwunden.

(c) 2023, Marco Wittler

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