968. Der Wolf und das Lamm

Der Wolf und das Lamm

Es war tiefe Nacht. Stille lag über dem kleinen Hügel. Nur das leise Säuseln des Windes und das Zirpen der Grillen war zu hören. Es hätten friedliche Stunden sein können, wenn sich nicht jemand auf leisen Pfoten genähert hätte.
Der Wolf hatte Hunger. Schon seit Tagen hatte er kein Tier mehr erlegt. Jetzt musste er endlich etwas fangen und erlegen. Er sprang über einen Zaun und suchte auf der Weide nach einem leckeren, saftigen Schaf.
»Vergiss es, Kumpel.« Ein zweiter Wolf kam hinter einem Baumstamm hervor. »Die Schafe wurden am Nachmittag fortgebracht. Wir sind zu spät dran.«
Der erste Wolf seufzte. Es würde eine weitere Nacht mit Hunger werden. »Danke. Vielleicht finde ich auf dem Heimweg eine kleine Maus.«
Er drehte sich weg, wollte gehen, da riss sich der andere den falschen Pelz vom Körper und fiel über ihn her.
»Unterschätze niemals den Ideenreichtum eines Vampirlamms.« Dann biss es zu.

(c) 2022, Marco Wittler

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